Frankreich: Parlament stimmt gegen Umweltzonen
Die französische Nationalversammlung hat sich mehrheitlich für die Abschaffung von Umweltzonen ausgesprochen. Rund 40 Städte Frankreichs haben sie eingeführt, um die Luftqualität zu verbessern. Dass Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß dort nicht mehr zulässig sind, wurde von Parlamentariern als unsozial kritisiert, da sich einkommensschwache Personen keine emissionsarmen Autos leisten könnten. Herbe Kritik in der Landespresse.
Es fehlt an Verantwortungsbewusstsein
La Croix sieht einen Mangel an Vernunft:
„Die Realität ist, dass die von Verbrennerautos ausgestoßenen Feinstaubpartikel und Stickoxide den Stadtbewohnern großen Schaden zufügen. Sie lösen kindliches Asthma, Lungenkrebs und Herzkrankheiten aus. Jährlich sind Zehntausende vorzeitige Sterbefälle darauf zurückzuführen. Sie zu reduzieren, ist ein international von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitgetragenes Ziel. Daher ist es unvernünftig, eine Maßnahme zu stoppen, die ihre Wirksamkeit in französischen wie europäischen Städten, wo diese eingeführt wurde, bewiesen hat.“
Soziale Karte als letztes Mittel
Dass die Gegner der Umweltzonen nun den sozialen Aspekt hervorheben, ist für Libération Beweis einer gescheiterten Strategie:
„Die Vorgehensweise ist immer dieselbe, wenn es darum geht, Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung und Klimawandel hinauszuzögern oder gar zu verweigern. Die Methode umfasst mehrere Schritte: Zunächst wird das Problem geleugnet. Wenn der wissenschaftliche Konsens sich schließlich durchsetzt, behauptet man, dass die angestrebten Lösungen kontraproduktiv seien. Wenn man dann feststellt, dass sie funktionieren, wie im Fall der Umweltzonen, zückt man das soziale Argument. Dieses Argument wird als letztes Mittel eingesetzt, wenn sich die Beweise für Umweltschäden nicht mehr leugnen lassen.“